Der Bundesbau ist die Kür des öffentlichen Bauens

Markus Busch weiß viel Spannendes zum Thema Bundesbau zu erzählen. Zu hören sind zum Beispiel Sätze wie dieser: „Der Bundesbau ist die Kür des öffentlichen Bauens, er bietet spannende Bauaufgaben, es macht Spaß, dass man Prozesse ans Laufen bringt und auch am Laufen hält.“ Öffentliche Vergabeverfahren mit einem komplexen Erlasswesen sind herausfordernd und verlangen Fingerspitzengefühl im Umgang mit allen Beteiligten. Der Bundesbau ist die Kür des öffentlichen Bauens

Vielfältige Bauaufgaben und Herausforderungen in Schleswig-Holstein

Markus Busch liebt das Steuern komplexer Prozesse, das Koordinieren, die Diskussion mit Nutzern, Maßnahmenträgern, den Kollegen und Kolleginnen der Baudurchführenden Ebene mit einem Ziel: Gelingende Bauprojekte an den Start zu bekommen und erfolgreich umzusetzen für die Bundesrepublik Deutschland im „schönsten Bundesland“: Schleswig-Holstein. Er schätzt die „Aufgabenerledigungsvielfalt“ und muss selbst schmunzeln bei dem Wortungetüm, das aber letztlich gut umschreibt, was den Bundesbau auszeichnet: vielfältige Bauaufgaben, bundesbauspezifische Regelungen und Erlasse, dabei die Herausforderung, die örtlichen Gegebenheiten im Auge zu behalten und alle Stakeholder unter einen Nenner zu bekommen.

Vielfältige Aufgaben beim Amt für Bundesbau (AfB) in Kiel

Im April 2018 hat der studierte Architekt Busch sein Büro beim Amt für Bundesbau (AfB) in Kiel bezogen. Hier laufen die Fäden zusammen, von hier aus werden alle Hochbauvorhaben des Bundes in Schleswig-Holstein geleitet und gesteuert. Etwa 700 Maßnahmen sind derzeit am Laufen, kleine und große. „Das ist ein spannendes Metier, jeder Tag ist anders. Und ich lerne noch immer täglich Neues dazu.“ Ob die Bundespolizei mehr Platz braucht, das Technische Hilfswerk expandiert, Bundesforschungsinstitute weitere Labore benötigen, die Bundeswehr Kasernen realisieren oder aufpolieren will: Es werden Gespräche mit den Maßnahmenträgern BAIUDBw (Bundesamt für Infrastruktur und Dienstleistungen der Bundeswehr) und BImA (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) und Nutzern geführt, Bauunterlagen geprüft, die Einhaltung des Haushaltsrechts überwacht, Bauaufträge an die Baudurchführende Ebene erteilt, an die Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) als Anstalt des öffentlichen Rechts und an den Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN).

Felix Weber ©

Ich lerne noch immer täglich Neues dazu.

Markus Busch

Die Nomenklatur des Bundesbaus

Und ja, der Bundesbau hat seine eigene Nomenklatur, gewisse Namen und Fachbezeichnungen gehen Markus Busch nunmehr flüssig über die Lippen: Ob es Fachaufsicht führende Ebene (FfE) ist oder die Baudurchführende Ebene (BdE), AfB, GMSH – er spricht den Insiderjargon, auch mit den FbT – den freiberuflich Tätigen. Die VOB (Verdingungsordnung für Bauleistungen) kann er im Schlaf herunterbeten und sein Verständnis macht auch vor der RBBau (Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes) nicht Halt: Busch kennt sie alle aus dem Effeff.

Aktives Wissensmanagement im Bundesbau

Busch ist angekommen bei Watt, Wind und Wellen und will mehr: Sein Wissen weitergeben bei bundesweiten Schulungen zum Regelwerk; gerade erst hat er ein spannendes „Train the Trainer“-Seminar beim Amt für Bundesbau in Mainz, Rheinland-Pfalz, besucht. Die dortige Geschäftsstelle Fortbildung Bundesbau schult ihre eigenen Leute zu Bundesbau-Insidern mit dem Ziel, dass zwischen Flensburg und Konstanz alle am Bundesbau Beteiligten fundiertes und aktuelles Wissen besitzen und umsetzen können. Und bald wechselt er selbst die Seiten und steht als Dozent zum Regelwerk am Rednerpult, auf den Perspektivwechsel freut er sich.

Schnell Führungsverantwortung übernehmen

Sachbearbeitung Bundeswehr und NATO-Bau, Liegenschaftsbetreuung – diese Stelle beim AfB war ausgeschrieben und reizte ihn mit seiner bereits entdeckten Leidenschaft für Liegenschaften. Ein weiterer Vorteil: Nach zwei Jahren in eine Führungsaufgabe aufzusteigen – das signalisierte die Stellenausschreibung und sie hielt Wort. Sogar etwas früher als gedacht: Von Mai 2019 bis Juli 2020 war er Fachgruppenleiter der Fachgruppe Organisation, Informationstechnik, Steuerung und Haushalt, mittlerweile ist er stellvertretender Fachbereichsleiter für den Fachbereich Hochbau BMVg und NATO und angekommen im neuen Leben. Sein Steckenpferd ist seither die Liegenschaftsentwicklung. Mit der Bundeswehr gemeinsam wird überlegt, wohin die Reise gehen soll. Wie langfristig große Grundstücke verwerten? Wie einen sinnvollen Bedarf feststellen und diesen nachhaltig entwickeln? Ist das sinnvoll, was der Nutzer plant? Das sind einige der Fragen, die Busch umtreiben. Und seine Folgerung: „Man muss ganzheitlich denken.“ Diese Sicht versucht er den Maßnahmenträgern und Nutzern näherzubringen und zu einem behutsamen Umgang mit vorhandener Fläche anzuregen. Heer, Luftwaffe, Marine, Cyber- und Informationsraum, Streitkräftebasis, Zentraler Sanitätsdienst – „hier oben im Norden ist echt eine Menge los.“

Planung und Brainstorming mit Postits Amt für Bundesbau ©

Beim Bundesbau muss man ganzheitlich denken.

Markus Busch

AfB in Kiel – Agil und verantwortungsvoll

Und noch etwas reizte ihn ausgesprochen an der Stellenausschreibung des AfB, es hieß: „Wir sind ein interdisziplinär aufgestelltes Ingenieurbüro.“ Das fand er pfiffig und seine Neugierde war geweckt. Seine Erwartungshaltung wurde nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil: „Wir sind ein kleines Bundesland, 35 Kolleginnen und Kollegen arbeiten in der Fachaufsicht. Wir sind ein sehr agiles Amt und nicht verknöchert.“ Die Fachaufsicht mit Fingerspitzengefühl auszuüben und nicht mit dem Brecheisen gegenüber den Kollegen und Kolleginnen in der BdE durchzusetzen, das ist dem Team des AfB ein Anliegen. Sie nehmen für den Bund die Leitung und Steuerung der Bundesbauangelegenheiten wahr und wenden die maßgeblichen Regelwerke des Bundes an. Das AfB ist der verlängerte Arm des Bundes im nördlichsten Bundesland und arbeitet in Organleihe. „Wir sind in einer Sandwichrolle. Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) sowie das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) stellen die Oberste Fachaufsicht dar, für die Maßnahmenträger setzen wir in Schleswig-Holstein baulichen Bedarf um, wir klären und beauftragen dann das Projekt.“ Gemeinsam das Machbare austarieren, ist tägliche Herausforderung, Vermitteln, Mitnehmen und Managen das Salz in der Suppe. Mindestens einmal jährlich gibt es in Schleswig-Holstein in den größeren Bundesliegenschaften eine Liegenschaftsentwicklungsbesprechung, hier werden Abstimmungen getroffen und Pflöcke gesetzt. Busch: „Wir sind ein verantwortungsvoller Auftraggeber.“ Bevor Aufträge an die Baudurchführende Ebene herausgehen, sind die Leitplanken gesetzt und ist Einvernehmen erzielt.

Der Werdegang von Markus Busch – Von Eichstätt über Cádiz nach Kiel

Geboren wurde Busch in Münster. Vom Aasee zog es ihn an die Ilm, in Weimar studierte er Architektur und war 1998 bereit zum Berufsstart; doch die Lage auf dem Arbeitsmarkt für junge Architekten war Ende der 1990er Jahre „katastrophal“. So landete er in einem Architekturbüro in Eichstätt. Schul- und Wohnungsbau für Kommunen und private Auftraggeber waren für vier Jahre sein Metier, er konnte sich jedoch nicht vorstellen, sein Leben an der Altmühl auf Dauer einzurichten. Also auf zu neuen Ufern – in die älteste Stadt Europas, nach Cádiz. Flamenco, neue Sprache, neues Leben! Vier Jahre Südspanien haben ihm wertvolle Einblicke in südeuropäische Herangehensweisen an das Bauen beschert.

Wasser bestimmt seither sein Leben und das seiner Frau, die ebenfalls Architektin ist. In Kiel wurden beide 2006 sesshaft. Busch arbeitete vier Jahre lang in einem Kieler Architekturbüro mit etwa 30 Architekten und Architektinnen und plante für Kommunen, Land und Bund alle möglichen Gebäude: Feuerwehrstationen, eine Halle für eine große Polizei-Hubschrauberstaffel und den Umbau für ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäudes der Bundeswehr. Diese Berührungspunkte zum öffentlichen Bauen machten ihn neugierig und Appetit auf mehr.

12 Jahre hatte er mittlerweile in drei verschiedenen Büros im In- und Ausland gearbeitet, als er 2010 als Abteilungsleiter Hochbau bei der Stadt Kiel anheuerte und Chef von etwa 30 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wurde. Siebeneinhalb Jahre lang hat er Kraft und Energie in den Kommunalbau gesteckt.

Vieles ging husch, husch, manches war klein-klein, immer war das Motto: schnell, schnell. Heute hü, morgen hott. So war sein Architektenleben in der Kommune. Hier eine Schulmensa, dort einen Kindergarten und noch schnell ein paar Hortgruppen. Und dann alles wieder von vorne. Er empfand das Projektmanagement in der Kommune durch ständige Einflussnahme recht unstet, zu schnell und auch manchmal wenig weitsichtig. Er kam zu der Überzeugung: „Da geht noch mehr!“

Große Bauvorhaben mit einem langfristigen Blickwinkel

Für Markus Busch kam somit die Bundesbau-Stellenausschreibung des AfB gerade zur rechten Zeit. Alles klang so verheißungsvoll:

  • Projektmanagement auf Bundesebene
  • Interdisziplinär aufgestelltes Ingenieurbüro
  • Aufstiegschancen und Führungsverantwortung

Und: Es klang nicht nur so, es ist Realität geworden. Busch ist angekommen bei Watt, Wind, Wellen und Weite.

Bundesbau ist für ihn gleichbedeutend mit der Vielfalt komplexer Themen, mit dem Steuern großer Vorhaben mit einem langfristigen Blickwinkel. Als Fachaufsicht will er nicht rumnörgeln, sondern gemeinsam sinnvolle Lösungen für die Herausforderungen suchen.

Busch hält seit seiner Erfahrung im Bundesbau nicht mit dieser Erkenntnis hinter dem Berg: „Wir können Gestaltungsspielräume nutzen und den Bundesbau auf lokaler Ebene voranbringen. Meine Strategien sind: strukturiertes Arbeiten, überzeugen, motivieren.“

Er ist angekommen im Bundesbau als Mediator und Motivator. Und außerdem ist er, falls er möchte, in zehn Minuten an der Ostsee.