Großbauprojekt im Bundesbau: Forschungsgebäude für die Physikalisch-Technische Bundesanstalt

Das Staatliche Baumanagement Braunschweig betreut mehrere große Bundesforschungsanstalten mit anspruchsvollen High-Tech-Maßnahmen. Dazu gehört auch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt, das nationale Metrologieinstitut – eine wissen­schaft­lich-tech­nische Bun­des­ober­be­hörde im Ge­schäfts­be­reich des Bun­des­min­is­teri­ums für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz. Auf der großen Forschungsliegenschaft stehen Gebäude wie der Albert-Einstein-Bau für die Optik, der aktuell um 3.100 m² für Messbetrieb mit den Arbeitsschwerpunkten Photometrie, Radiometrie, Bild- und Wellenoptik erweitert wird. Unter der Baugruppenleitung von Miriam Brockmann wird neben Neu-, Um- und Erweiterungsbauten auch die Bauunterhaltung solcher Bestandsgebäude durchgeführt. Dazu gehören Veränderungen und Umbauten aufgrund von neuen Forschungsaufträgen sowie Instandsetzungsmaßnahmen. Auch große Neubauten, wie zum Beispiel ein neues Forschungsgebäude für den Fachbereich Biochemie setzt das Staatliches Baumanagement Braunschweig aktuell um. Etwa 100 Baumaßnahmen befinden sich derzeit in der Planung und Umsetzung. Im Interview erzählt Miriam Brockmann von ihrem Einstieg als Referendarin, den abwechslungsreichen Aufgaben als Architektin im öffentlichen Dienst und weshalb sie gerade die übergeordnete Projektsteuerung besonders schätzt.

Architektin Miriam Brockmann beantwortet Fragen rund um ihre Arbeit

Sie sind über ein Referendariat im Staatlichen Baumanagement Niedersachsen eingestiegen: Warum haben Sie sich als Architektin für eine Karriere im öffentlichen Dienst entschieden?

Nach meinem Masterstudium der Architektur in Karlsruhe habe ich zunächst in Berlin in einem Architekturbüro gearbeitet und bin in die Architektenkammer eingetreten – der klassische Weg für meinen Berufsstand. Doch bereits an der Universität hatten wir Einblicke in alternative Karrierewege erhalten. Hier wurde unter anderem das Referendariat in der öffentlichen Bauverwaltung vorgestellt, was mich damals bereits sehr interessierte. Schließlich sprach mich ein Freund, der selbst als Führungskraft im Staatlichen Baumanagement Niedersachsen tätig war, an und warb für das Referendariat, sodass ich mich für den Wechsel in den öffentlichen Dienst entschied. 
Im Staatlichen Baumanagement beschäftigen wir uns hauptsächlich mit Projektmanagement und der konkreten Umsetzung von vielen zeitgleichen spannenden Baumaßnahmen in Großbauprojekten für verschiedene Bauherren. Die Planungsleistungen übernehmen wir meist nicht selber, sondern vergeben wir in aller Regel an freiberuflich Tätige. Eine spannende Aufgabe, die nicht mit der klassischen Arbeit in einem Architektur- oder Planungsbüro vergleichbar ist.

Vorderansicht zeigt den Eingang und die Fassade. Davor befindet sich ein Parkplatz mit Autos.

Im Staatlichen Baumanagement beschäftigen wir uns hauptsächlich mit Projektmanagement und der konkreten Umsetzung von vielen spannenden Baumaßnahmen.

Miriam Brockmann

Wie läuft ein Referendariat als Architektin im Staatlichen Baumanagement ab?

Während meines Referendariats im Bereich Architektur verbrachte ich 42 Wochen im öffentlichen Hochbau in verschiedenen Bauämtern in Niedersachsen und über die Landesgrenze hinaus. Ebenso standen 16 Wochen Stadtplanung und Bauordnung auf kommunaler Ebene auf dem Programm. Hinzu kamen Hospitationen in Ministerien, diverse Lehrgänge und die Prüfungszeit. Die erste Ausbildungsstation sowie die Lehrgänge wurden von der Ausbildungsbehörde organisiert, die restlichen Stationen konnte ich selbst bestimmen und organisieren.
Ich habe diese über ganz Niedersachsen verteilt, um das Bundesland und die Behörden dort kennenzulernen – sowohl das Staatliche Baumanagement als auch die Behörden auf kommunaler Ebene. Neben Hannover, wo das Niedersächsische Landesamt für Bau und Liegenschaften (NLBL) seinen Sitz hat, war ich unter anderem in Osnabrück, in Aurich und in Cuxhaven, in Wilhelmshaven und in der Lüneburger Heide, aber auch in Brandenburg und Berlin. Die Lehrgänge werden zentral organisiert und finden an verschiedenen Standorten statt. 

Wie sind Sie schließlich Baugruppenleiterin beim Staatlichen Baumanagement Braunschweig geworden?

Zum Ende des Referendariats schauen beide Seiten, ob sie sich eine weitere Zusammenarbeit vorstellen können. Das Referendariat in Niedersachsen zielt auf den Einstieg als Führungskraft ab. Im Gespräch wurde mir die Position als Baugruppenleitung in Braunschweig angeboten. Das klang spannend und herausfordernd zugleich. Tatsächlich war ich während meines Referendariats schon in sehr vielen Bauverwaltungen, aber nicht in Braunschweig. Daher war es für mich ein Neuanfang in dieser Position. 

Welche Aufgaben hat eine Baugruppenleiterin beim Staatlichen Baumanagement?

Das Staatliche Baumanagement Niedersachsen ist als Landesbauverwaltung neben den Gebäuden des Landes auch in Organleihe für die Gebäude des Bundes zuständig. Hier in Braunschweig gibt es verschiedene Organisationseinheiten für Landes- und Bundesbau. In meinem Team, das für den Bundesbau zuständig ist, arbeiten mit mir aktuell zwölf Personen: Bauingenieure, Architekten und eine Projektassistenz. Ich verantworte für das gesamte Team die übergeordneten Aufgaben, also Strategie, Steuerung und Leitung. Außerdem bin ich Hauptansprechpartnerin für die von uns betreuten Liegenschaften und stehe in engem Austausch mit den Bauherren, Nutzern sowie weiteren Behörden.

Ich verantworte für das gesamte Team die übergeordneten Aufgaben, also Strategie, Steuerung und Leitung.

Miriam Brockmann

Gibt es einen typischen Arbeitsalltag als Architektin im öffentlichen Dienst? 

Nein. Im Staatlichen Baumanagement sieht jeder Tag anders aus. In den Projekten ergeben sich stets individuelle neue Fragestellungen und auch Probleme. Zumeist hat die Projektleitung dann bereits eine Lösung parat. In Besprechungen mit den Bauherren und Nutzern oder anderen Behörden behandeln wir strategische Themen laufender Bauprojekte, Verfahrensbeschleunigungen oder infrastrukturelle Entwicklungen großer Liegenschaften. Daneben kümmere ich mich um die interne Organisation und die Teamführung. 

Sie verantworten im Augenblick mehrere millionenschwere Großprojekte im Bundesbau für den Deutscher Wetterdienst und die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig. Welche Baumaßnahmen stehen dort gerade und in Zukunft an?

Die Liegenschaft der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) ist der Hauptstandort des nationalen Metrologieinstituts. Hier wird sozusagen alles gemessen, was gemessen werden kann, was einige Herausforderungen für den Hochbau mit sich bringt. Die Bauprojekte sind so individuell wie die Forschungsprojekte. So kommt es vor, dass wir z.B. sehr hohe Fundamente bauen, um Schwingungsfreiheit für die später darauf stehenden Messgeräte sicherzustellen. 
Mit der PTB haben wir eine sehr erfahrene und gut aufgestellte Bauherrin an der Seite. Derzeit realisieren wir u.a. ein neues Gebäude für den Bereich Biochemie. Parallel erfolgen zahlreiche weitere Baumaßnahmen unterschiedlichster Größenordnung. Neben Neubauten kümmern wir uns auch um Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen sowie den Bauunterhalt für die ca. 100 Gebäude sowie die Infrastruktur des Campus. Mit ihrem Masterplan reichen die Planungen der PTB bis ins Jahr 2045. Diese Vielfältigkeit von Großprojekten und kleineren Aufgaben und die Begleitung über mehrere Jahre hinweg, ist es, was meinen Job auch so besonders macht. 
Auf dem zweiten großen Forschungscampus des Bundes in Braunschweig, dem Thünen-BVL-Campus, hat der Deutsche Wetterdienst eine Niederlassung, wo unter anderem zu Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft geforscht wird. Hier realisieren wir derzeit einen Erweiterungsbau für das Zentrum für Agrarmeteorologische Forschung.

Diese Vielfältigkeit von Großprojekten und kleineren Aufgaben und die Begleitung über mehrere Jahre hinweg, ist es, was meinen Job auch so besonders macht.

Miriam Brockmann

Was motiviert Sie in Ihrer Arbeit als Baugruppenleiterin im öffentlichen Bau? 

Dass die Gebäude, die wir bauen, einen Nutzen für die Allgemeinheit haben. Durch unsere Baumaßnahmen für Land und Bund entstehen Arbeitsplätze, auf denen für den Staat gearbeitet wird. Unser wichtigstes Ziel ist es, dass für unsere Nutzer und Nutzerinnen alles gut läuft. Wenn ich positives Feedback zur Umsetzung dieser öffentlichen Bauprojekte erhalte, ist das sehr zufriedenstellend für mich. Dann weiß ich: Wir haben einen guten Job gemacht.
In meinem Team und den anderen Organisationseinheiten arbeiten wunderbare und motivierte Kolleginnen und Kollegen, die großartige Arbeit leisten. Die Zusammenarbeit macht viel Freude und motiviert mich jeden Tag aufs Neue.

Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie im öffentlichen Hochbau in Zukunft?

Im Staatlichen Baumanagement beschäftigen wir uns derzeit intensiv mit der Digitalisierung und dem Building Information Modelling (BIM). Aktuell bearbeiten wir hier in Braunschweig zwei BIM-Projekte, eines davon ist die Wäscherei der PTB als Pilotprojekt im Rahmen des Wirkbetriebs des Bundes. Hier lernen wir im Team sehr viel. Zum Beispiel muss in BIM-Projekten viel früher intensiv geplant werden als in konventionellen Bauprojekten. Viele Aufgaben verlagern sich in frühere Leistungsphasen. Die Kollisionsplanung auf Basis der virtuellen 3D-Planung der Fachdisziplinen sorgt etwa dafür, dass Problemstellen frühzeitig erkannt werden und nicht erst in der Ausführungsphase auffallen. Besonders sinnvoll ist die Arbeit in der BIM-Methode, wenn sie sich über alle Phasen des Lebenszyklus eines Gebäudes von der Planung über den Bau bis hin zum Betrieb und ggf. Rückbau erstreckt. 
Ein weiterer großer Zukunftstrend im Hochbau und im Bauwesen allgemein ist sicherlich die Künstliche Intelligenz. Dies könnte eine Erleichterung bei Plausibilitätsprüfungen, automatischen Berechnungen und Auswertungen von Bauprojekten mit sich bringen. 

Vielen Dank für die vielen wertvollen Einblicke, Frau Brockmann.