„Die ehemaligen Zeitsoldaten, die in diesem Gebäude Schulabschlüsse bis hin zur Hochschulreife nachholen können, sind zu beneiden“, bemerkte die Jury zur Auszeichnung des Neubaus für die Bundeswehrfachschule in der Karlsruher Kirchfeldkaserne. Auch wenn sich das Schulgebäude harmonisch in seine grüne Umgebung einfügt, die Bundeswehrfachschule fällt auf: durch ihre Glasfassaden, die großzügige Gestaltung und ihre schwungvolle helle Form. Es entsteht eine besondere Leichtigkeit und sie scheint zu schweben. Der Architekturpreis würdigt diese auf allen Ebenen stimmige Konzeption und Realisierung.

Offen und kommunikativ

Für den neuen Standort der Bundeswehrfachschule sind die besonderen Außenbezüge prägend. Das beauftragte Planungsbüro v-architekten aus Köln entwickelte die Entwurfsidee daher aus der intensiven Betrachtung des Genius Loci. Das Ergebnis ist ein dreiflügeliger Schulbau, dessen Seiten mit dem jeweiligen Gegenüber „Stadt–Wald–Kaserne“ kommunizieren. Zugleich erinnert die Propeller-Form des Neubaus an die Vergangenheit der früher luftwaffengeprägten Liegenschaft.
Die beiden Obergeschosse vermitteln aufgrund ihrer großzügigen Transparenz einen schwebenden Eindruck und nehmen in dieser Leichtigkeit alle Unterrichtsfunktionen in sich auf. Das teilweise zurückgesetzte Erdgeschoss stellt sich deutlich massiver dar. Es bildet auch thematisch durch die Aufnahme der zentralen und „öffentlichen“ Funktionen die Basis des Gebäudes. Das Untergeschoss beinhaltet alle erforderlichen technischen Funktionsbereiche. 

„Tapes“–Kunst am Bau im Atrium

Der Haupteingang führt direkt zum zentralen Atrium, einem großzügigen Raum mit lichtdurchlässigem Folienkissendach. Hier, im Herzen des Gebäudes, empfängt das Werk „Tapes“ der Baseler Künstlerinnen Claudia und Julia Müller auf adäquate Art und Weise. Der übergroße „Teppich“ möchte den Eintretenden Behaglichkeit und Wärme vermitteln. Aus dieser 70 Quadratmeter großen Bodenkunstarbeit erhebt sich die mit unterschiedlichen Radien imposant modellierte Atriumtreppe. Sie ermöglicht eine schnelle und einfache Erreichbarkeit aller Gebäudeflügel.

Die Bundeswehrfachschule in Karlsruhe hat die Hugo-Häring-Auszeichnung 2020 erhalten.

5.034 m²

Nutzfläche

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ca. 15 Mio. €

Gesamtbaukosten

Die helle, transparente Form der Schule mit ihren drei Gebäudeflügeln erzeugt den Eindruck schwebender Leichtigkeit.

Blick ins Grüne

Das Thema einer großflächigen und durchgängigen Transparenz bietet in vielen Bereichen des Gebäudes attraktive Blickbezüge in den umgebenden Naturraum des Hardtwaldes. Die Fassaden bleiben trotz ihrer wertigen Außenbezüge klar und zeitlos. Gezielt platzierte Öffnungsmöglichkeiten ergänzen in allen Räumlichkeiten das moderne Lüftungskonzept auf natürliche Weise. Auskragende Decken, die thermisch abgetrennt sind, erleichtern als breit umlaufende Flächen nicht nur einfache Wartungsarbeiten, sondern bieten vor allem einen zusätzlichen baulichen Schutz vor Sonneneinstrahlung. Geschwungene Flügelenden laden als begehbare Balkone zu erholsamen Momenten ein. Im Außenbereich werben überdachte Flächen mit unterschiedlichen Nutzungsangeboten. Hier lassen sich Pausen ruhig in Hängesesseln, aktiv an Sportgeräten oder kommunikativ in Begegnungszonen verbringen. 

Schwebende Leichtigkeit

In den Räumlichkeiten dominieren helle Farben und haptisch angenehme Oberflächen. Naturbelassenes Eichenholz und weiße HPL-beschichtete Holzwerkstoffplatten korrespondieren mit hellgrauen Sichtbetonwänden, deren strukturstarke Brettschalung das Holzthema auf angenehm weiche Art widerspiegelt. Der zartbeige Terrazzoboden des Atriums betont mit seiner Eleganz die Wertigkeit des Gebäudes. In den Obergeschossen und im Bereich der Schulverwaltung veredelt ein farblich angepasster Kautschukbelag die hier gewählte Materialität. Die akustisch wirksamen Streulochdecken sind im gesamten Gebäude in Weiß gehalten. In den Fluren lösen sich diese – scheinbar schwebend – von den Sichtbetonwänden, ein Effekt erzeugt durch im Deckenabschluss gefertigte Lichtvouten. 

Mit der Bundeswehrfachschule ist ein herausragendes Bauwerk entstanden, das neue Standards für den Schulbau setzt.