Die Anlage in Trier wird der europaweit einzige multiaxiale Prüfstand für radgetriebene Landfahrzeuge der Bundeswehr werden. Mit ihm können sowohl ein Gesamtfahrzeug als auch dessen Fahrwerkskomponenten wie Achsen, Räder, Stoßdämpfer und Antriebsverbindungen bis hin zum Fahrzeugrahmen betrachtet werden. Die zu testenden Fahrzeuge können ein Gesamtgewicht bis zu 45 Tonnen aufweisen. Alternativ können aber auch zeitgleich zwei kleinere Fahrzeuge mit je zwei Achsen getestet werden. Darüber hinaus arbeitet die Prüfanlage mit servohydraulischen Arbeitsmaschinen, auf die das Fahrzeug für die Tests montiert wird. Anhand vorher aufgezeichneter Daten können zum Beispiel Streckenprofile aus Einsatzgebieten simuliert werden. Die hierfür verwendeten Daten sind nicht fiktiv, sondern wurden vorher auf verschiedenen künstlichen Streckenprofilen der WTD – Wehrtechnische Dienststelle – 41 in Trier aufgezeichnet. Dazu werden die Fahrzeuge mit Messrädern ausgestattet, die mit ihren mehrachsigen Präzisionsmesssystemen die Kräfte im sich drehenden Rad messen. Diese Belastungen können auf dem multiaxialen Prüfstand nun ortsunabhängig, effizient und ressourcensparend über Jahre reproduzierbar simuliert werden. 

Besondere nutzungsspezifische Herausforderungen

Die Gebäudehülle an sich ist beeindruckend und eine Besonderheit. Von außen wirkt die über 55 Meter lange und 28 Meter breite Halle schlicht. Ganze 200 Tonnen wiegt der Prüfstand, der auf einem gigantischen und ebenfalls 200 Tonnen schweren Spannfeld montiert ist. Um die Schwingungen, die bei den Tests entstehen können, zu dämpfen, lagert der gesamte Prüfstand auf einem circa 1.800 Tonnen schweren Betonblock. Dieser dient als Gegenpol und absorbiert die immense Bewegungsenergie. Der massive Stahlbetonklotz mit Prüfstandsaufbauten und Fahrzeugen ist auf 88 gigantischen Luftfedern aufgesetzt. Dadurch ist das Gebäude vom Prüfstand entkoppelt, und die Struktur vor den für das Bauwerk schädlichen Vibrationen geschützt. Um den Prüfstand zu betreiben, sind über 40.000 Liter Hydraulikflüssigkeit notwendig. Entsprechend groß sind auch die technischen Einrichtungen des Gebäudes, wie etwa die Aggregatestation, die mit 10 Hydraulikpumpen den für den Prüfstand notwendigen hydraulischen Druck erzeugt.

Dank enger Zusammenarbeit voll im Plan

Die besondere Herausforderung der Baumaßnahme ist die Verschmelzung von Rüstungsprojekt (Zuständigkeitsbereich BAAINBw) und Infrastruktur (Zuständigkeitsbereich BAIUDBw), doch trotz der Komplexität ist der Baufortschritt seit dem Baubeginn 2018 mustergültig. Aktuell wurden bereits der Innenausbau, der Aufbau der Krananlage und die elektrischen Einrichtungen realisiert. Im Oktober 2020 wurde der schwere Betonblock für den Prüfstand gegossen. Das Gebäude sollte voraussichtlich Ende 2021 an die Bundeswehr teilübergeben werden. Dies hängt allerdings von den Vorlaufzeiten für die Inbetriebnahme der Prüfstandstechnik auf Seiten des Nutzers ab. Im Nachgang werden dann schließlich auch die Außenanlagen und die naturschutzrechtlichen Kompensationsmaßnahmen fertiggestellt.

Autor Marius Vu

Eine gewaltige Hydraulikanlage befindet sich in dem Gebäude, um den Prüfstand zu betreiben. Bundeswehr/Marcus Rott

Die Anlage in Trier wird der europaweit einzige multiaxiale Prüfstand für radgetriebene Landfahrzeuge der Bundeswehr sein.