Das Gelände der deutschen Botschaft liegt im Botschaftssektor des von Lúcio Costa und Oscar Niemeyer in den 1950er Jahren für die brasilianische Regierung am Reißbrett entworfenen Plano Piloto für die neue Hauptstadt Brasilia. Der Berliner Architekt Hans Scharoun konnte auf dem 25.000 m² großen Grundstück weitgehend frei planen. Das von ihm entworfene Ensemble aus Kanzlei, Residenz, Wohnhäusern, Appartementanlage und Residenzgarten gilt als zeitgeschichtlich und architekturhistorisch bedeutend und absolut erhaltenswert.

Organisch und selbstbewusst

Zum Markenzeichen Scharouns gehört die Verbindung zwischen Funktionalität und selbstbewusstem Design. So auch umgesetzt bei der Botschaft in Brasilia: Die verwobenen Baumassen integrieren sich in das abfallende Gelände und werden präzise zoniert und inszeniert. Diese organische Architektursprache Scharouns setzt sich als Höhepunkt in den terrassierten Empfangsräumen im Inneren der Residenz fort. Bereichert wird das Ensemble durch die Gestaltung des Residenzgartens mit Lichtstelen, für den der brasilianische Landschaftsarchitekt Roberto Burle Marx und der deutsche Bildhauer Günter Ferdinand Ris verantwortlich waren.

Ein besonderer Fokus liegt auf dem weitgehend unveränderten Erhalt der zeitgeschichtlich und architekturhistorisch bedeutenden ursprünglichen Bausubstanz.

Eine komplexe Herausforderung

Trotz einer ersten Sanierung in den Jahren 2005–2007 besteht aktuell hoher Instandsetzungsbedarf. So sind Schäden an der Baukonstruktion wie Risse in Außenwänden, Feuchtigkeits- und andere Schäden zu beheben. Ebenso müssen in den Bereichen Klima-, Lüftungs- und Sanitäranlagen, Elektro- und Sicherheitstechnik sowie Gebäudeautomation Erneuerungen und Modernisierungen erfolgen. Dabei können auch notwendige Anpassungen der Grundrisse auf Basis des aktuellen Raumbedarfs erfolgen und dadurch eine deutlich bessere Energieeffizienz erreicht werden. Die Außenanlagen inklusive der technischen Infrastruktur bedürfen einer grundsätzlichen Instandsetzung.

Sicht auf die Südfassade der Residenz mit Garten und Poolanlage

25.000 m²

Baugrundstück

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ca. Oktober

2027
Baufertigstellung

Unterschiede in Bau, Kultur und Politik bedürfen im Auslandsbau flexibler Denk- und Herangehensweisen.

Modern Bauen und Ursprüngliches bewahren

Die anstehenden tiefgreifenden Sanierungsarbeiten sind nicht unter laufendem Botschaftsbetrieb umsetzbar. Deshalb sind provisorische Gebäudeelemente in Modulbauweise für eine Zwischenunterbringung auf dem Compound erforderlich. Bei der Planung und Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen steht nicht nur der möglichst unveränderte Erhalt der vorhandenen zeitgeschichtlich und architektonisch wertvollen Bausubstanz im Fokus; auch die Anforderungen an die materielle bauliche Sicherheit und einen effektiven Brandschutz auf hohem Niveau sind eine große Herausforderung für Planung und Durchführung. Eine zusätzliche Herausforderung entsteht aus der Bestandssituation, die durch die organische Architektursprache Scharouns geprägt ist und nicht so einfach mit den heutigen Anforderungen an Barrierefreiheit in Einklang zu bringen ist. 

Und nicht zuletzt die Unterschiede in Bau, Kultur und Politik bedürfen im Auslandsbau flexibler Denk- und Herangehensweisen, denen sich der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement im Zusammenhang mit allen Beteiligten des Projekts zu stellen hat.

Aktuell erfolgt die Planung. Die Sanierung wird schrittweise voraussichtlich von 2024 bis August 2027 erfolgen.